Liebe Leser*innen unseres SÖS-Newsletters,
mit dieser Ausgabe unseres Newsletters verabschieden wir uns in die Sommerpause.
Dies wollen wir jedoch nicht tun, ohne Euch etwas Lesestoff für lange Sommertage und -nächte mitzugeben, denn Urlaubszeit ist Lesezeit.
Bei den folgenden drei Büchern handelt es sich um persönliche Leseempfehlungen von uns.
Wir wünschen Euch viel Freude und manche Erkenntnis bei der Lektüre und eine vergnügliche, erholsame Ferienzeit und grüßen Euch herzlich bis zum September
Euer Redaktionsteam:
Peter Hensinger / Guntrun Müller-Enßlin / Paul Russmann / Gerhard Wick
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Toxische Pommes: Ein schönes Ausländerkind. Roman. Zsolnay Verlag, Wien 2024. ISBN 978-3-552-07410-1.
Humorvoll und nachdenklich ist der Debütroman der österreichischen Satirikerin Toxische Pommes: Dieses Buch erzählt von der Beziehung zwischen einer Tochter, deren einziger Lebenssinn darin besteht, die perfekte Migrantin zu werden, und ihrem Vater, der sich bei dem Versuch, ihr das zu ermöglichen, selbst verliert. Die Familie flüchtet vor dem Krieg in Jugoslawien in ein Einwanderungsland, das keines sein möchte. Was hat uns das neue Leben gekostet?
Meinem Vater seine Stimme. Meiner Mutter ihre Lebendigkeit. Und mir?
Erstmals gibt es die großartig lakonische Toxische Pommes in Romanform. Seit der Corona-Pandemie ist sie in den sozialen Medien mit satirischen Kurzvideos über die schönen und hässlichen Seiten der Gesellschaft erfolgreich, und seit kurzemsteht sie mit ihrem Kabarettprogramm auch auf den analogen Bühnen.
Ich selbst habe Toxische Pommes bei ihrer Buchvorstellung in Wien erlebt.
Paul Russmann
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Ella Cornelsen: Am Tag, bevor der Frühling kam. Roman. Limes Verlag, München 2024. ISBN 978-3-8090-2773-7
Gerade wenn man glaubt, das eigene Leben sei festgefahren, erlebt man so manche Überraschung. So ergeht es der Ich-Erzählerin Ellinor. Ihre Ehe ist gescheitert, ihr siebzehnjähriger Sohn entfremdet sich immer mehr von ihr, und – wie viele andere in ihrem Alter – fragt sich die 58-Jährige, was sie von ihrem Leben noch erwarten kann.
Für die Pastorin stehen Beerdigungen auf der Tagesordnung.
Durch den ständigen Umgang mit Trauernden und dem Tod ist ihr Bewusstsein, dass das Leben endlich ist, umso stärker ausgeprägt. Plötzlich wird sie mit zwei einschneidenden Ereignissen konfrontiert: Eines stellt einen Neuanfang in Aussicht, das andere zwingt sie zum Loslassen. Ellinors Hoffnung, eine vergangene Liebe neu aufleben zu lassen, ihre enge Beziehung zu der Nachbarin Els sowie ihr Bemühen, sich ihrem Sohn wieder anzunähern, beschreibt Ella Cornelsen zart und behutsam. Es ist ein Buch der leisen Töne, das in sehr schöner Sprache Weggabelungen im Leben aufzeigt und mit wenigen Worten Atmosphäre und Gefühle erzeugt.
Ella Cornelsen ist das Pseudonym von Guntrun Müller-Enßlin / Rezension von yuk.Book.me
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Jonathan Haidt: Generation Angst. Wie wir unsere Kinder verlieren und ihre psychische Gesundheit aufs Spiel setzen., Rowohlt Verlag, Hamburg 2024
Der US-Bestseller ist nun auch in Deutschland einer. Der Autor ist Professor für Sozialpsychologie in New York und untersuchte die Veränderungen unter Kindern und Jugendlichen, die mit dem Smartphone aufwachsen – ein Produkt, so Haidt, mit „suchterzeugenden Inhalten“, das „körperliches Spielen und eine Sozialisierung durch persönlichen Kontakt in den Hintergrund drängt … und die menschliche Entwicklung in
einem fast unvorstellbaren Ausmaß verändert“. Haidt spricht von einer Zeitenwende, die sich bis heute gravierend auf Familien, ihre Kinder, Kitas und Schulen auswirkt. Diese Zeitenwende beschreibt er als „die vollständige Umstellung von einer spielerischen Kindheit … auf eine telefonbasierte Kindheit“ – eine „historische und beispiellose Transformation“. Dadurch verpassen die Kinder „tatsächlich fast alles“, was sie für eine gesunde Entwicklung brauchen. Mit der Einführung des Smartphones stürzte die geistige Gesundheit junger Menschen eine Klippe hinunter“, Angstzustände, Depressionen, Selbstverletzungen, Selbstmord, Einsamkeitsgefühle nahmen rapide zu. Was tun in Elternhaus, KiTa und Schule? Das beschreibt Haidt im Schlusskapitel. Eine Pflichtlektüre für alle Erziehenden.
Peter Hensinger
Mehr zu diesem Buch auf: https://www.diagnose-funk.org/aktuelles/artikel-archiv/detail&newsid=2107
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Bild: ChatGPT, Titelbilder Verlage