
Am 2. Mai gegen 17:50 Uhr fuhr ein 42 Jahre alter Fahrer mit seiner schweren Mercedes G-Klasse an der Stadtbahn-Haltestelle am Olgaeck in Stuttgart in eine Gruppe von mehreren Menschen.
Bei dem Unfall wurden insgesamt acht Menschen verletzt. Drei davon, nach Auskunft der Feuerwehr, lebensgefährlich, darunter eine 46-jährige Frau. Am späten Freitagabend teilte die Polizei mit, dass die so schwer Verletzte im Krankenhaus starb. Sie war Mutter von zwei jüngeren Kindern.
Die Opfer hatten eigentlich alles richtig gemacht. Sie standen dicht gedrängt auf einer Verkehrsinsel und warteten auf das Umschalten der Fußgänger Ampel, die auf Rot stand. Sie hatten sich darauf verlassen, dass sie auf ihrer Aufstellfläche sicher sind. Sie hatten sich an die Verkehrsregeln gehalten und wurden auf grauenvolle Weise Opfer im Straßenverkehr.
Der Unfallverursacher hingegen blieb unverletzt. Für ein derartiges Ereignis bot ihm sein premium Straßenpanzer den perfekten Schutz.
„Im Mittelpunkt der Mercedes-Benz G-Klasse steht die unvergleichliche Offroad-Leistung mit außergewöhnlichen Fähigkeiten in puncto Steigvermögen und Wattiefe sowie an Seitenhängen.“ https://www.mercedes-benz.de/passengercars/models/suv/g-class/overview.html
Wie schnell der Mann am 2. Mai mit seinem Auto in die an der Ampel wartende Menschenmenge fuhr, ist einem Polizei-Sprecher zufolge noch unklar. Die Untersuchungen hierzu dauern an. Die Gerichte werden letztendlich über die Schwere der Schuld entscheiden müssen.
Über diese Kreuzung führen von der Stadt empfohlene Schulwege
Dieser Unfall hat die Stadtgesellschaft erschüttert wie kaum ein anderer zuvor. Es ist nicht der erste tödliche Unfall, der auf dieser Kreuzung passierte. Sie zählt mit zu den gefährlichsten im Stadtgebiet. Wieder hat es die verwundbarsten Verkehrsteilnehmerinnen und Verkehrsteilnehmer getroffen. Es waren Fußgängerinnen und Fußgänger – darunter fünf Kinder. Über diese Kreuzung führen von der Stadt empfohlene Schulwege. Mehrfach haben Eltern diese Stelle bereits als unsicher und gefährlich gemeldet. Menschen zu Fuß haben hier nicht genug Platz, Autos fahren zu schnell. Metallgeländer und Blinklichter schützen offensichtlich nicht. Das darf so nicht bleiben!
Das fordert der FUSS e.V.-Stuttgart gemeinsam mit dem ADFC Stuttgart, Kesselbambule, Kidical Mass Stuttgart, der Naturfreunde Radgruppe Stuttgart, dem VCD Stuttgart und dem Zweirat Stuttgart.
Wir fordern den Gemeinderat auf, jetzt ernsthaft zu diskutieren, welche Geschwindigkeit Autos in der gesamten Stadt fahren sollen und wieviel Flächen die Menschen brauchen, die nicht in Autos sitzen, um vor dem Fehlverhalten der Lenker dieser Fahrzeuge geschützt zu werden.
Als erste Maßnahme erwarten wir dringend Tempo 30 rund um den lebensgefährlichen Verkehrsknoten Olgaeck. Wir erwarten von der Politik und von der Verwaltungsspitze, dass sie unsere Kinder und alle anderen Menschen jetzt endlich schützen. Tempo 30 als Regelgeschwindigkeit innerorts ist das Gebot der Stunde gegen tödliche Unfälle.
Die bedeutendste Maßnahme für mehr Sicherheit dürfte aber ein Umbau der Kreuzung sein. Dabei müssen die Verkehrsflächen für Fuß- und Radverkehr und für den ÖPNV deutlich erweitert werden. Diese Erweiterung ist nur möglich, wenn Verkehrsflächen, die jetzt dem motorisierten Individualverkehr vorbehalten sind, dafür verwendet werden. Wir nennen das eine „echte“ Verkehrswende. Die technische Umsetzung hierfür ist Sache einer menschengerechten Verkehrsplanung. Diese zu ermöglichen setzt eine politische Entscheidung voraus.
Für die Getötete kommt jede Maßnahme zu spät. Es gilt jetzt aber zukünftige Opfer zu verhindern. Das ist kein Wunsch an, sondern die Pflicht für die Politik, die Verwaltung und die Gesellschaft als Ganzes.
Autor: Peter Erben, FUSS e.V.-Stuttgart

Ähnliche Beiträge:

Bildungskatastrophe: Alternativen für eine Erziehung zur Medienmündigkeit!

Bildungskatastrophe und Ökonomisierung der Bildung

Digitalisierung von KiTas und Schulen
