Vaihingen

Der 1942 nach Stuttgart eingemeindete Stadtbezirk Vaihingen mit seinen 12 Stadtteilen ist der flächenmäßig größte Stuttgarts, nach Einwohner*innenzahl (46.200) der zweitgrößte.

Einwohner*innen und Arbeitsplätze
Seit 1980 ist die Zahl der Einwohner*innen um ca. 5.000 gewachsen. Weit schneller jedoch die Zahl der Arbeitsplätze.
In Folge der extensiven immer noch andauernden Gewerbeansiedlungspolitik in die letzten 40 Jahren übertrifft die Zahl der Arbeisplätze die der Einwohner*innen wie in keiner anderen Gemeinde oder Stadt im Land. 46.000 Einwohner*innen stehen ca. 70.000 Arbeitsplätze gegenüber.
Das Gewerbegebiet “Synergiepark”, teils zu Vaihingen, teils zu Möhringen gehörend, ist das größte Stuttgarts. Dazu kommen mit dem STEP im Norden, den Oberen und Unteren Waldplätzen weitere große Gewerbegebiete. Alle erbaut auf Grün- und Erholungsflächen und in Frischluftschneisen.

Die Bedeutung des Stadtbezirks für das Stadtklima
Gleichzeitig ist Vaihingen einer der bedeutensten Stadtbezirke für die Versorgung des Talkessels mit Frisch- und Kaltluft. Vielleicht sollte man besser sagen – war.
Neben den Gewerbegebieten leistet auch die sich immer weiter ausdehnende Universität einen nennenswerten Beitrag zur Verschlechterung des innerstädtischen Klimas.
Weitere klimaschädliche Projekte sind aktuell im Bau und in der Planung:
Das Bürogroßprojekt der Allianz am Rande des bestehenden Gewerbegebiets mit 4.000 Arbeitsplätzen auf bisherigen Sport- und Grünflächen in einer der letzten noch verbliebenen Frischluftschneisen.
Dazu kommen soll ein weiterer Stadtteil mit 5.000 Einwohner*innen und Arbeitsplätzen – mitten im Wald auf dem sog. Eiermann-Gelände, das dann “Garden-Park” heißen soll.

Die Ortsmitte
Mitten im Ort, wo sich in anderen Stadtbezirken, ragt in Vaihingen das Daimler “Global Training Center” und ein weiterer großer Bürokomplex in die Höhe. Gegenüber das Einkaufszentrum “Schwaben-Galerie” und das Daimler Hotel.

Militärstandort
Ein beträchtlicher Teil Vaihingens gehört nicht zu Stuttgart. Er ist US amerikanisches Hoheitsgebiet: Die Kommandozentrale EUCOM, von wo aus die Militäreinsätze der US-Armee im Mittleren und Fernen Osten gesteuert werden und die so als Ziel für Gegenanschläge und -angriffe geradezu prädenstiniert ist.

Verkehrsituation
Entsprechend der umgebremsten Ansiedlung von Gewerbe und neuen Stadtteilen ist die Verkehrsbelastung im Stadtbezirk enorm. Noch immer kommen über 70% der Beschäftigten im Gewerbegebiet mit dem Auto zur Arbeit. Trotz einer sehr guten Anbindung mit öffentlichen Verkehrsmitteln an die Innenstadt und das direkte Umland. Eine der Ursachen dafür dürfte sein, dass die Mehrheit der Vaihinger*innen nicht in Vaihingen arbeiten und die, die in Vaihingen arbeiten nicht in Vaihingen wohnen und von immer weiter weg anreisen müssen. Was wiederum wohl damit zusammenhängt, dass in Stuttgart auch für mittlere Einkommen bezahlbare Wohnungen fehlen.
So haben auch die zahlreichen, immer weiter ausgebauten Umgehungsstraßen nichts daran geändert, dass die Ortsmitte vor allem aus einer breiten, dicht befahrenen Autostraße besteht, die den südlichen vom nördlichen und östlichen vom westlichen Teil des Zentrums trennt und für Fußgänger*innen nur schwer überwindbar ist.
Die Aufenthaltsqualität in der Ortsmitte kann daher als eher miserabel bezeichnet werden.

Wohnen in Vaihingen
Im Ranking der innerörtlichen Grünflächen liegt Vaihingen stadtweit auf einem der letzten Plätze.
Bei aller einseitig auf Gewerbeansiedlung ausgerichteten Stadtentwicklungspolitik kann das Wohnen in weiten Teilen der älteren Stadtteile als privilegiert gelten. Der Mangel an innerörtlichen öffentlicher Grünflächen findet hier eine privaten Ausgleich. Wer es sich leisten kann, wohnt in Ein- und Zweifamilienhäusern mit teils noch recht großen Gärten. Allerdings findet inzwischen auch hier eine zunehmende Verdichtung durch Abriss und Neubau statt.
Aber auch der Stadtteil Dürrlewang mit einem beträchtlichen, aber stetig abnehmenden, Anteil an Sozialen Mietwohnung gilt als eine der grünsten Wohnsiedlungen Stuttgarts. Dazu bieten die immer noch ausgedehnten Waldgebiete im Süden und Norden zusätzlichen Raum für Erholung.

Einfluss des Bezirksbeirat auf die Stadtpolitik
In auffälligen Widerspruch zur Größe und Bedeutung des Stadtbezirks Vaihingen, auch seinem hohen Anteil an den Gewerbesteuereinnahmen der Stadt Stuttgart, steht die Berücksichtigung und Befolgung der Empfehlungen der Bezirksvertretung durch den Gemeinderat.
Die Fälle, in denen Verwaltung und Gemeinderat den von ihren Plänen abweichenden Empfehlungen und Forderungen des Bezirksbeirats gefolgt sind, lassen sich an einer Hand abzählen.

SÖS in Vaihingen
Bei kommunalen Wahlen ist Vaihingen seit Jahren eine der SÖS Hochburgen mit meist dem besten Ergebnis aller äußeren Stadtbezirke. (Gerhard Wick)

Vaihingen hat viele Häuser mit Gärten drumherum. Leider wird die notwendige unversiegelte Fläche durch zu viele Neubauten zu wenig. Früher prägte die Brauerei Schwaben Bräu den Ort und heute werde die letzten Kaltluftschneisen zu gebaut und auch noch das äußerste Eck im Wald. Vaihingen leidet am Verkehr. Die Nord-Süd-Straße wurde zwar als Entlastungsumfahrung gebaut, was die Hauptstraße nur kurz entlastete. Heute zerschneidet sie den Ort immer noch. Nur eine drastische Verminderung der durchfahrenden Autos bringt etwas. Planungen und Ideen gibt es viele, zuletzt mit einen Verkehrsflyer, nur umgesetzt wird nichts.

Zu Vaihingen gehört die Universität, viel Institute und das größte Gewerbegebiet. Seit 2022 gehört auch der Regionalbahnhalt zum Bahnhof. Leider liegt die Zahl der haltenden Züge nur knapp über 0. (Reinhard König)