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Volker Lösch und Hannes Rockenbauch: Osterpredigten und Standpauken

26. März 2024

An Ostern feiern Christ*innen die Auferstehung Jesu, und Pfarrer*innen predigen, man solle die Hoffnung nicht verlieren, nachdem man am Karfreitag das Jammertal durchschritten hat. Diese Hoffnung braucht es, um angesichts der Krisen, nicht nur in der Welt, sondern auch in Stuttgart, Abwärtsspiralen aufzuhalten und umzukehren. Stuttgart 21 ist so ein Jammertal, das nicht endet. Das Milliardengrab schädigt nicht nur die Mobilität in der Region. Sollte es verwirklicht werden, ist es ein Brandbeschleuniger der Klimakatastrophe im Stuttgarter Kessel. Im März gab es zwei fulminante Reden, die die Stuttgarter Situation beschreiben und Auswege zeigen, von SÖS-Stadtrat Hannes Rockenbauch in der Klimadebatte im Gemeinderat und von Regisseur Volker Lösch auf der 700sten Montagsdemo. 

Volker Lösch: Stuttgart 21 – Was für eine Blamage!

Die Hoffnung nicht verlieren! Auf der 700sten Montagsdemo hielt der Regisseur Volker Lösch eine mutmachende Rede zum klimakillenden Stuttgart 21. Das Milliardengrab ist in der Sackgasse. Das ist den Immobilenhaien und der Baumafia offensichtlich egal, sie verdienen am Endlosbau. Lösch ermunterte, weiterzukämpfen, denn mit dem Weiterbau werden die Schäden wachsen, auch für das Klima in der Stadt. Der Ratlosigkeit der S21- Planer kann abgeholfen werden. Die Alternativen sind da. Warum sollte es nicht gelingen, eine Umkehr 21 durchzusetzen? 2000 TeilnehmerInnen an der Montagsdemo hörten Lösch gebannt zu. 

Schauen sie hier die Rede nach:

YouTube Video

Download des PDF der Rede von Volker Lösch: https://www.bei-abriss-aufstand.de/2024/03/18/oben-bleiben-die-zukunft-ist-links/#more-72802 

Lesen Sie dazu auch: https://www.kontextwochenzeitung.de/gesellschaft/677/das-desaster-ohne-ende-projekt-9432.html

Hannes Rockenbauch: Die Blockade ist der real existierende Kapitalismus

Hannes Rockenbauch, Fraktionsvorsitzender der FrAktion, hielt im Gemeinderat eine aufrüttelnde Rede zur klimatischen Zukunft unserer Stadt: Der Stuttgarter Kessel wird von der Erhitzung extrem betroffen sein. Doch die Politik handelt nur zögerlich oder beschleunigt die Katastrophe. Vom Wachstumswahn infiziert weichen einige Fraktionen im Gemeinderat dem Problem aus, andere schlagen Alibimaßnahmen vor und die AfD will beweisen, dass es keinen Klimawandel gibt. Unser SÖS-Stadtrat Hannes Rockenbauch war der einzige Redner, der Wege zur Eindämmung der vorhersehbaren Katastrophe, die Stuttgart besonders hart treffen wird, aufzeigte. Es war eine fulminante Rede, man muss sie sehen und hören. Sie zeigt, warum eine stärkere SÖS-Fraktion im Gemeinderat notwendig ist. 

Hier geht’s zur Rede von Hannes Rockenbauch:

YouTube Video
Hannes Rockenbauch: Live aus dem Stuttgarter Gemeinderat vom 22.02.24

Monat der Wahrheit für S21: „Total krank“ (Stuttgarter Zeitung)

Jede Woche neue Offenbarungseide, nichts klappt mehr bei S21. „Das deutsche Bahndesaster“ titelt die Stuttgarter Zeitung zur Bilanzpressekonferenz letzte Woche (22.3.24). Der Konzern werde „vor die Wand“ gefahren: „Das Milliardengrab Stuttgart 21 ist ein Beispiel für krasse Fehlentscheidungen“, schreibt die StZ und zitiert einen „frustrierten Aufsichtsrat“: „Da wird einfach abgehakt, interessiert keinen mehr, total krank.“ Auch die Gemeinderatsmehrheit duckt sich jämmerlich weg! Alle StadträtInnen, außer die unserer Gemeinderatsfraktion, meiden dieses Thema und schaufeln damit inzwischen am Milliardengrab mit. Die StZ spricht inzwischen sogar von der geplanten „rücksichtslosen Bebauung“ des Rosenstein-Areals, der wichtigsten Kalt- und Frischluftschneise. Die Argumente der S21-Gegner, die sich allesamt als richtig erweisen, sollten endlich alle anderen Gemeinderatsfraktionen ernst nehmen. 

Wegducken bei Stuttgart 21 und das Zerreden fast aller Themen, die mit der Klimakatastrophe zu tun haben, das sollte im Gemeinderat ein Ende haben. Er muss den neuen Appell der Europäischen Umweltagentur (EUA) zur Kenntnis nehmen: 

„Europa ist laut EUA der sich am schnellsten erwärmende Kontinent. Seit den 1980er Jahren verlief die Erwärmung auf dem europäischen Festland demnach etwa doppelt so schnell wie der globale Durchschnitt. Es müssten dringende und zusätzliche Maßnahmen ergriffen werden, um sich auf „katastrophale“ Folgen des Klimawandels vorzubereiten“ (Tagesschau 11.03.2024) (1). 

Und weiter heißt es: 

„Wenn jetzt nicht entschieden gehandelt wird, könnten die meisten der festgestellten Klimarisiken bis zum Ende dieses Jahrhunderts ein kritisches oder katastrophales Ausmaß erreichen“, schreiben die Experten. Hunderttausende von Menschen würden durch Hitzewellen sterben, und allein die wirtschaftlichen Verluste durch Überschwemmungen an den Küsten könnten mehr als eine Billion Euro pro Jahr betragen, heißt es in dem Bericht … Um die Klimarisiken in Europa anzugehen, müssen die EU und ihre Mitgliedstaaten laut der EUA-Bewertung zusammenarbeiten und auch die regionale und lokale Ebene einbeziehen. „Unsere neue Analyse zeigt, dass Europa mit dringenden Klimarisiken konfrontiert ist, die sich schneller entwickeln als unsere gesellschaftliche Vorsorge“, sagte Expertin Ylä-Mononen. Dies sei die neue Normalität. „Und das sollte ein Weckruf sein, der letzte Weckruf.““

Der BürgerInnenrat Klima hat der Stadt Maßnahmen vorgeschlagen, die Gemeinderatsmehrheit blockiert!

Hört der Gemeinderat den letzten Weckruf? 

Und dieser letzte Weckruf gilt besonders für unsere Region. Die Stuttgarter Zeitung schreibt am 6.3.2024:

 „Das Pariser Klimaziel von 1,5 Grad hat Baden-Württemberg schon deutlich gerissen. 2023 lag die Durchschnittstemperatur bei 10,7 Grad und damit 2,6 Grad höher als in der Vergleichsperiode 1961 bis 1990. So war 2023 das wärmste Jahr seit Beginn der Aufzeichnungen“. Und zu den Folgen schreibt die StZ: „Es zeigte sich, dass Schmetterlinge wie der Bläuling so selten vorkamen wie nie seit 2018. Der sehr trockene Sommer habe dazu geführt, dass die Tagfalter wenig Eier legten. Das nasse Frühjahr 2023 habe dann zudem viele Raupen absterben lassen.“ 

Die Bebauung des Rosensteinviertels, unserer Frischluftschneise, würde zur Vernichtung von 683 teils geschützten Arten führen. Wir vernichten sehenden Auges Arten, die Kettenglieder der Biodiversität. Wir müssen umsteuern, sonst folgt auch die Gattung Mensch. Das Klima akzeptiert keine Kompromisse mit den Immobilienhaien, der Bahn und den Autokonzernen und rächt sich für das ungebremste Wachstum. WissenschaftlerInnen warnen bereits vor einer Heißzeit, in der das Leben, wie es jetzt existiert, nicht mehr möglich sein wird. Wir appellieren an alle anderen Gemeinderatsfraktionen, diese Fakten endlich zur Grundlage ihrer Politik zu machen und umzusteuern. Eine Bebauung des Rosensteinviertels wäre mehr als dumm und muss gestoppt werden. Die Zeit des Verdrängens muss ein Ende haben. In diesem Sinne: Tanken Sie Kraft für die weiteren Auseinandersetzungen!

Die SÖS-Newsletter-Redaktion wünscht Ihnen trotz allem Frohe Ostern! 

  1. https://www.tagesschau.de/wissen/klima/klimaerwaermung-europa-100.html

Bilder: FrAktion, Bei Abriss Aufstand, Parsyak 


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