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Yvonne Jelting

Yvonne Jelting

Diplom-Dokumentarin
Jahrgang: 1977
Kandidiert auf Listenplatz 46

Asterix gab den letzten Ausschlag, dass ich im Jahr 2014 zu Stuttgart Ökologisch Sozial (SÖS) kam. Durch einen Nachlass war der 30. Band „Så til Søs, Obelix“ in mein Bücherregal gekommen, Kurioserweise ist er in Stuttgart gedruckt, so dass der Kreis sich schließt und es immer eine Verbindung zwischen meiner Wahlheimat und dem Aufenthaltsort für die Erwirtschaftung des Lebensunterhalt gibt. Am meisten vermisse ich in Stuttgart das Meer und ich hätte auch nichts dagegen, wenn die Stadt ab und an mit Kopenhagen die Lage auf dem Globus tauschen könnte.

Dänemark beeinflusst mich auch in anderen Lebensbereichen. Zwei Semester habe ich in Kopenhagen studiert – genauer gesagt auf der Insel Amager – und auf Christianshavn gewohnt, direkt am Kanal und von Wasser umgeben und unweit der grünen Wallanlage. Eine grün-blaue Infrastruktur ist in einer Stadt ein absolutes Muss für mich. In den vergangenen 15-18 Jahren hat sich in Punkt Fußverkehr, Radverkehr und ÖPNV einiges zum Besseren entwickelt. Es wurden einige Brücken an Stellen gebaut, an denen zuvor ein sehr großer Umweg in Kauf genommen werden musste, weil die wenigsten über das Wasser gehen können. Und auf den Buslinien im Innenbereich wurde der Fahrplan abgeschafft, weil eine Buslinie alle 2-3 Minuten verkehrt. Als Nutzer des ÖPNV ein absoluter Traum, wenn man an eine Haltestelle kommt und nicht lange zu warten braucht. In Stuttgart zurück landet man wieder in der harten Realität und ich bin kein geduldiger Mensch, wenn es im Bus-/Schienenverkehr nicht vorwärts geht und ich einen Zeitverlust hinnehmen muss. Die SSB AG sieht es ja auch nie ein, dass Wohngebiete mit über 1000 Einwohnern nicht bessere an den ÖPNV angebunden werden, während an anderer Stelle kaum jemand wohnt, aber dafür ein 10-Minuten-Takt aufrecht erhalten wird. In Dänemark bin ich sehr gerne mit dem Fahrrad unterwegs (gegen Wind und Regen und leichte Erhebungen anzukämpfen breitet zwar keinen Spaß), aber die Wege gehören einem selbst und die Vorfahrt wird einem gewährt. Ansonsten gibt es auch ein besseres Miteinander unter den Verkehrsteilnehmer. Es ist ja auch nichts dabei um mal kurz Platz zu machen, um jemand anderen vorbeizulassen. Egal ob zu Fuß oder mit dem Rad – ich habe kein Verständnis dafür, wenn dem motorisierten Individualverkehr der Vorzug gewährt wird. Es wäre kein großer Aufwand wenn an Landstraßen und über Brücken ein Streifen dem Fuß-/Radverkehr zugeschlagen werden würde. Stattdessen soll man als schwächster Verkehrsteilnehmer den größten Umweg in Kauf nehmen. Auch sollten Autobahnen einfacher überquert werden können. In meiner Zeit in Stuttgart möchte ich es auch gerne noch erleben, dass die Balinger Straße (und viele andere auch) endlich ihrem Namen alle Ehre macht. Inoffiziell trägt sie den Namen Balinger Parkplatz. Am linken und rechten Straßenrand wird geparkt und die Fahrbahn ist dadurch so verengt, dass ein Fahrradfahrer die ganze Straße für sich in Anspruch nehmen muss und für die hinter einem fahrende, bzw. entgegenkommende Fahrzeuge kein Platz ist. Für die abgestellten PKWs, Wohnmobile, Anhänger, Verkaufswägen muss natürlich nichts bezahlt werden, während für Fahrradabstellanlagen bezahlt werden soll und in einer Wohnanlage nach einer Fläche dafür gesucht werden muss anstatt, dass der Straßenrand nicht auch mal in Beschlag genommen werden könnte.

Seit rund 6 Jahren arbeite ich in einer Fachbibliothek fürs Planen und Bauen und erfahre regelmäßig welche Chancen die Stadt Stuttgart ungenutzt verstreichen lässt, ignoriert und verschläft. Auch will sie einem oftmals was vom Pferd erzählen und zeigt leider zu oft beide Seiten einer Medaille gleichzeitig. Schön und gut mit der Einrichtung eines Klimarats, aber gleichzeitig werden kleine und große Betonbauten abgerissen und durch gleiche, hässliche Betonbunker ersetzt und im Juli findet eine Fachtagung zum Thema „Nachhaltigem Bauen“ in Stuttgart statt. Eigentlich ist Stuttgart prädestiniert dafür wie man es nicht macht, aber aus Fehlern wird ja nicht gelernt und die Besichtigung der „Stuttgart 21“-Baustelle ich auch kein Indiz dafür, dass wirklich ein Umdenken angestrebt wird. Von Rohstoffmangel hat man in dieser Stadt auch noch nichts mitbekommen. Anstatt das Bestehende zu zu respektieren und Weiterzuentwickeln, wird immer noch auf Abriss und umweltschädliche Baustoffe gesetzt. Neubauten aus Holz sind in Stuttgart Mangelware, ebenso wie Gebäude aus Lehm/Stroh – letzteres auch gut als Dämmmaterial geeignet und könnte auf den Feldern angebaut werden. Es könnte sehr viel mehr in Punkto „Nachhaltigem Bauen/Bauen im Bestand“ getan werden. Für mich ist es seit der Kindheit ganz selbstverständlich gewesen, dass ich Dinge pfleglich behandele und eine Wegwerfmentalität war nicht drin. Das Baumaterial eines dänischen Spielwarenherstellers wurde ich nicht einfach entsorgt, wenn das Bauwerk fertig war und den Ansprüchen nicht mehr genügte. Das Taschengeld reichte nicht aus um sich ständig neues zu kaufen. So wurde alles wieder fein säuberlich getrennt und von neuem begonnen. Problemlos konnte das Gebäude vergrößert und um 1-2 Etagen aufgestockt oder die Fenster-/Dachform verändert werden.

Klima und Umweltschutz beschäftigt mich nicht erst seit gestern – auch nicht der Etikettenschwindel, der damit betrieben wird. Stuttgart ist ja auch nicht die einzige Stadt, deren Flughafen nicht auf eigener Gemarkung liegt und bei der Klimabilanz einer Stadt nicht mitgerechnet werden muss. Da kann man sich dann gleich so schön einen grünen Anstrich verpassen. Als ich im Jahr 2000/2001 während der Langen Nacht der Museen im Turmforum war, fand ich seit Anbeginn das Projekt Stuttgart 21 total bescheuert. Soll doch der Flughafen unter die Erde gelegt werden, der Bahnhof bleibt oben. Barrierefreiheit kommt uns allen zu Gute. Als ich im Mai in Altona gewesen bin, war es nicht beabsichtigt gewesen, aber es bot sich mir ein sehr ungewohntes Bild und sollte in Stuttgart unbedingt mal nachgestellt werden. Vor den Gleisen reihten sich PKWs auf und die Fahrzeughalter warteten auf den Beginn des Verladevorgangs. Es ist doch äußerst wenn die Fahrzeuge ebenerdig zum Autozug fahren können und nicht erst Treppenstufen hinauf/hinunter fahren müssen. Bei „Stuttgart 21“ wünsche ich den Autofahrern viel Vergnügen dabei. Vielleicht merkt dann auch der letzte Befürworter was für ein Murks „Stuttgart 21“ ist.

Mit Parteien kann ich nichts anfangen, erst recht nicht deren Wetterhahnmentalität und nur für/gegen etwas zu sein, weil es gerade in und trendy ist dadurch Wählerstimmen generiert werden können. Meine Wertevorstellung ändert sich nicht mit der Windrichtung und schon gar nicht wenn Gegenwind herrscht. Vielseitig interessiert, an mehreren unterschiedlichen Stellen ehrenamtlich tätig und gerne sofort aktiv – ohne in einen Verein eintreten zu müssen – ist Stuttgart Ökologisch Sozial genau das richtige Betätigungsfeld für mich.

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